«Nestled in a valley with a mountain river rushing by is the small town of Baden. At first glance it might seem inappropriate as the site of a jazz festival but it has a lengthy tradition of jazz concerts which stretches back nearly ten years.» Was zunächst wie ein für die USA getexteter Werbespot des Kur- und Verkehrsvereins Baden tönt, ist der Beginn eines Artikels, der in der Oktober-Ausgabe 1973 der kanadischen Fachzeitschrift «Coda» erschien und sich ungefähr so ins Deutsche übersetzen lässt: «Die kleine Stadt Baden liegt eingebettet in ein Tal mit einem vorbeirauschenden Bergfluss. Auf den ersten Blick scheint sie nicht unbedingt der ideale Schauplatz eines Jazzfestivals zu sein. Aber sie hat eine längere Tradition mit Jazzkonzerten, die schon seit bald zehn Jahren dort stattfinden.» Der kanadische Schreiber hat scharf beobachtet: So wenig wie in Montreux oder Willisau war es in Baden der «genius loci», der ausgerechnet hier den Nährboden für eine Jazz-Tradition bereitet hätte. Wenn immer Kleinstädte zu einem Ort für den Jazz - die urbane Kunstform schlechthin - geworden sind, stand dahinter eine Person. Claude Nobs heisst sie in Montreux, Niklaus Troxler in Willisau. Der Mann, der für Badens Eintrag in der Jazz-Landkarte verantwortlich zeichnet, ist Arild Widerøe.
Vorgeschichte Widerøe, der gebürtige Norweger, kam 1961 von seinem Militärdienst in der Heimat zurück nach Baden. In Skandinavien hatte er ausgiebig Gelegenheit gehabt, seinem Hobby im reichlich bemessenen Urlaub zu frönen. Die Hauptstädte der nordeuropäischen Länder waren schon damals ausgesprochene Jazz-Zentren. Aber auch im nahen Zürich gab es zu jener Zeit regelmässig Konzerte mit amerikanischen Stars. Arild Widerøe wurde zum treuen Besucher dieser Veranstaltungen und trat schon bald dem «New Jazz Club Zurich» bei, einem Fan-Zirkel, der mit Plattenvorträgen Insider-Wissen vermittelte. Baden selber war bislang ein eher steiniger Boden för den Jazz gewesen. Die Erfahrung hatte schon 1952 ein gewisser George Gruntz gemacht, der an der Bruggerstrasse 80 wohnte und in der BBC-Abteilung M/E arbeitete. Im BBC-Klubhaus, im Hotel Linde oder im Kursaal veranstaltete er Konzerte mit schweizerischen All-Star-Formationen, die er selber vom Klavier aus leitete. Das Publikumsinteresse hielt sich in Grenzen. In der zweiten Hälfte der fünfziger und Anfang sechziger Jahre gab es in Baden immerhin drei legendäre Konzerte mit eben solchen Big Bands. Lionel Hampton gastierte 1958, Count Basie 1959, Quincy Jones schliesslich 1961. Als dann ab Mitte 1961 im damaligen Cafe Siesta, dem heutigen Restaurant Porta Romana, an der Mellingerstrasse 48 ein Club mit täglichem Live Jazz eingerichtet wurde, schienen endlich bessere Zeiten anzubrechen. Ende November musste das Unterfangen aber eingestellt werden, weil das Konzept aus verständlichen Gründen in der Kleinstadt nicht greifen konnte.
Anfänge Knappe drei Jahre später begann ein neues Kapitel Badener Jazzgeschichte. Wiederholt war Arild Widerøe ein Genfer Pianist namens Henri Chaix aufgefallen, der auch als Bandleader und Arrangeur einer eigenen Swingformation wirkte, in der Deutschschweiz aber praktisch unbekannt war. Diesem Umstand wollte Widerøe mit einem Konzert in Baden abhelfen. So mietete er für Sonntag, 15. November 1964, die Aula der neuen Kantonsschule Baden. Und weil gleichzeitig eine internationale Agentur mit einer hervorragend besetzten Bluestruppe unterwegs war, wurde zusätzlich für den folgenden Mittwoch, 18. November 1964, das Kurtheater reserviert. Die beiden Konzerte - die «Swing Session» mit dem Orchestre Henri Chaix und den Gästen Oscar Klein (Trompete) und Wallace Bishop (Schlagzeug) sowie der Abend, der unter andern die beiden Blues-Legenden Howlin' Wolf und Sunnyland Slim unter dem Motto «Big City Blues» vorstellte - ergaben zusammen das, was nicht ganz unbescheiden als «Badener Jazz-Week» bezeichnet wurde, sich im Nachhinein aber als Beginn der langen «Jazz in der Aula»-Tradition erweisen sollte. Beide Konzerte waren ein Erfolg. «Baden darf sich wieder einmal rühmen», frohlockte das «Badener Tagblatt», «Pioniertaten vollbracht zu haben. Als erste Schweizer Stadt organisierte sie letzte Woche eine mehr oder weniger spektakuläre 'Jazz-Week'. Eine finanziell gewagte, doch künstlerisch begrüssenswerte Idee. Selten hat man hier in Baden ein so verständnisvolles und objektives Publikum angetroffen wie bei den zwei vergangenen Konzerten.» Das «Aargauer Volksblatt» war ähnlicher Meinung, als es seine Kritik so begann: «Nach drei mageren Jahren hob jetzt für die Badener Jazzfreunde plötzlich eine andere Zeit an, und wie! Gleich zwei erstklassige Konzerte wurden ihnen innert kurzer Frist serviert, und wenn man mit der Bezeichnung 'Jazz-Woche' auch etwas hoch gegriffen hatte, so darf man doch sagen, dass die Veranstalter hier etwas Einmaliges vollbracht haben.»
Swing-Hochburg Weil der Appetit bekanntlich mit dem Essen kommt, durfte das Badener Jazzpublikum nun weitere exquisite Gänge erwarten. Schon im folgenden Jahr 1965 liest sich Widerøes Konzertangebot wie ein «Who's Who» des Swing-Jazz. In fünf Veranstaltungen - sie finden mehrheitlich in der Aula der Kantonsschule statt und rechtfertigen damit den "Firmentitel" «Jazz in der Aula» - sind der Reihe nach Earl Hines, Stuff Smith, Dicky Wells, Hal Singer, Bill Coleman und Willie «The Lion» Smith zu hören. Ein Jahr später werden nebst andern Buck Clayton, Rex Stewart und Roy Eldridge, 1967 dann Ben Webster, Don Byas, Ruby Braff und Milt Buckner auftreten. Die Namen sind Programm. In einer Zeit, in der sich in den USA aus den militanten Völkerrechtsbewegungen der Schwarzen ein radikales musikalisches Idiom unter dem Etikett «Free Jazz» zu artikulieren begann, setzte Arild Widerøe auf Altbewährtes. Er bot jenen, mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen, Musikern ein Forum, die den Jazz spielten, den er selber am meisten schätzte und für den sein Lieblingsmusiker Duke Ellington gewissermassen das Credo in Form einer Song-Komposition formuliert hatte: «It don't mean a thing, if it ain't got that swing». Dass ein breites Publikum ebenfalls solchen Jazz bevorzugte, garantierte den langjährigen Erfolg der «Jazz in der Aula»-Serie. Swing und Mainstream also bildeten (und bilden noch heute) die Leitplanken in Widerøes Programmpolitik. Einige Musiker nehmen in den Besetzungslisten der mittlerweile auf über 160 Konzerte angewachsenen Reihe dabei eine Sonderstellung ein. Allen voran der Mann der ersten Stunde, Henri Chaix, der nicht nur als sein eigener Bandleader, sondern immer wieder als einfühlsamer Begleiter amerikanischer Swing-Legenden in Baden zum Einsatz kam. Eine besonders enge Freundschaft mit entsprechend häufigen Engagements verband Widerøe auch mit dem 1973 in Amsterdam verstorbenen Tenorsaxophonisten Ben Webster. Später wurden der Trompeter Clark Terry und der Stride-Pianist Ralph Sutton zu Musikern mit einem Badener Dauerabonnement. Man kann sich zu solchen programmlichen Wiederholungen stellen, wie man will - dahinter steckt mit Sicherheit auch etwas, was man am treffendsten mit dem altmodischen Wort Treue umschreibt. Treue zu Personen und Treue zur Sache sind ohnehin die Voraussetzungen, die eine so lange Tradition wie jene von «Jazz in der Aula» erst möglich machen. Das Kapitel «Swing und Mainstream» darf indessen nicht abgeschlossen werden ohne die Erwähnung jenes Konzertes, das Arild Widerøe selber als eines seiner wichtigsten betrachtet. Am 9. November 1968 trat in der Kanti der grosse Swing-Veteran Benny Carter zusammen mit dem Chaix-Orchester auf. «Jazz in der Aula» hatte sich nach vierjähriger intensiver Veranstaltertätigkeit bereits ein bisschen etabliert: Der damalige Badener Stadtammann Max Müller überreichte dem berühmten Gast aus Amerika ein Präsent. Im applaudierenden Publikum sass auch der New-Orleans-Klarinettist Albert Nicholas, der zu jener Zeit in Basel lebte.
Seitensprünge Ein Stil-Fundamentalismus wurde bei «Jazz in der Aula» trotz aller offensichtlicher Vorlieben nie betrieben. Im März 1968 fand eine öffnung in Richtung Bebop und Postbop statt, als das Phil Woods Quartet gastierte. Später kamen Gruppen wie jene von Dexter Gordon, Freddie Hubbard, Yusef Lateef, Jimmy Heath, aber auch Gary Burton, Dave Liebman, Dave Pike, John Surman, Jan Garbarek ins Programm. Als am 18. März 1972 mit grosser Verspätung das Herbie Hancock Sextet - es hatte damals eine Art Kult-Status - die Aula-Bühne betrat, sassen im Publikum Chick Corea, der andere Pianisten-Guru jener Jahre, sein damaliger Produzent Manfred Eicher vom Münchner Label ECM und der deutsche ''Jazzpapst'' Joachim-Ernst Berendt. Am 25. Januar 1975, einen Tag nach dem berühmten «Köln Concert», gab Keith Jarrett ein Solo-Rezital in der Kantonsschul-Aula, blieb dann für einige Tage in der Bäderstadt und spielte sogar mit dem Gedanken, sich hier fest niederzulassen. Ein Eintrag im Gästebuch des Restaurants Kreuzliberg liefert dafür den schriftlichen Beleg. Diese Seitensprünge sind aus heutiger Sicht natürlich mit dem Zeitgeist, der Aufbruchstimmung der späten sechziger und frühen siebziger Jahre zu erklären. Tendenziell richtete sich Widerøe später wieder eindeutig in Richtung Swing und Mainstream aus. Bevor es aber soweit war, gab es noch einen weiteren, finanziell ziemlich verhängnisvollen Umweg.
Festivals Festivals in allen kulturellen Sparten schossen um die Mitte der siebziger Jahre ins Kraut. Aus der Distanz muss man wiederum das damals herrschende Zeitgefühl als Erklärung anführen, dass nun auch Arild Widerøe auf die Idee kam, mitten in den Sommerferien 1973 ein erstes dreitägiges «Jazzfest» auf die Beine zu stellen und den Anlass ein Jahr später zur selben Zeit zu wiederholen. Im Kurtheater, im Theater im Kornhaus und in der Kantonsschul-Aula gastierten 1973 sieben renommierte Gruppen, darunter zwei Big Bands; 1974 waren es acht Gruppen, wovon eine Grossformation. Als kleine Fussnote sei dabei erwähnt, dass im Gary Burton Quintet damals ein gänzlich unbekannter junger Gitarrist namens Pat Metheny steckte, im Gil Evans Orchestra der Altsaxophonist David Sanborn. Abgesehen vom schlechten Wetter, das bei beiden Anlässen einen grösseren Publikumsaufmarsch verhinderte - ein Teil der Konzerte war als Open-Air-Anlass auf der Freilichtbühne des Kurtheaters konzipiert worden -, abgesehen auch von der Sommerferien-Flaute: Der Einmann-Betrieb «Jazz in der Aula» war weder organisatorisch noch finanziell in der Lage, solche Grossanlässe zu bewältigen. Das Resultat waren ein grosses Loch in der Kasse und - was schwerer wog - eine gewisse Resignation des Veranstalters, der zwar noch bis Ende 1975 weitere Konzerte in Baden präsentierte, dann aber drauf und dran war, das Handtuch endgültig zu werfen.
Exil Arild Widerøe zog vorübergehend von Baden weg, und zwar nach Villigen, wo er ab Ende 1979 und bis Ende 1987 die alte Aula-Tradition wieder aufnahm. Im intimen Rahmen der dortigen Kirche stellte er qualitativ hervorragende Kleinformationen aus den Bereichen Swing und moderner Mainstream vor. Das Badener Publikum folgte dem Promoter auch aufs Land. Schon 1986 kehrte Widerøe aber auch wieder ins Kurtheater Baden zurück. Unter dem Motto «The Wonderful World of Chicago Jazz» kam es zu einem Konzert, das einem klaren Konzept folgte und publizistisch auf informative Art begleitet wurde. Das war der Anfang einer neuen Tradition. Alljährlich gibt es seither mindestens zwei Grossveranstaltungen mit einer klaren programmlichen Klammer im Kurtheater. «Jazz in der Aula» kann dabei auf die finanzielle Unterstützung der Schweizerischen Kreditanstalt zählen, die im Rahmen ihres Kultur-Engagements diese Veranstaltungsserie zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht hat. Neben diesen thematisch ausgerichteten Kurtheater-Veranstaltungen ist seit dem Herbst 1988 die Höchi-Aula in Dättwil vier- bis fünfmal Austragungsort kleinerer Konzerte in der Art, wie sie vorher in der Kirche Villigen stattfanden. Die Formel scheint sich zu bewähren.
Folgen Im Laufe der letzten dreissig Jahre hat sich die Szene, zu der «Jazz in der Aula» gehört, natürlich drastisch verändert. Wurden in den siebziger Jahren sporadisch auch nationale und regionale Gruppen im Rahmen der Aula-Konzerte vorgestellt, übernahm ab 1980 der neu gegründete Verein «Jazz in Baden» diese Funktion mit seinen wöchentlichen Klub-Konzerten. Diese wie auch spätere Organisatoren («Jazz im Studio», Jazzkeller am Cordulaplatz) profitierten natürlich vom guten Jazzhumus, der in Baden über die Jahrzehnte entstanden war. Dass es in der Region Baden auch überproportional viele, zum Teil überregional bekannte aktive Jazzmusiker gibt, hat indirekt sicher auch mit diesem Umstand zu tun. So zahlt sich die jahrelange Arbeit, die «Jazz in der Aula» geleistet hat, zumindest ideell ein bisschen aus. Die vielen Sängerinnen und Sänger, die Solisten, Combos und Big Bands, die Baden während der letzten dreissig Jahre besucht haben, machten wohl immer eine Musik für den Augenblick. Insofern stimmt Jean-Paul Sartres Diktum - «Jazz c'est comme les bananes: on le consomme sur place» - genau so wie jenes des Multi-Instrumentalisten Eric Dolphy: «When you hear music, after it's over it's gone in the air. You can never capture it again.» - «Wenn die Musik mal gespielt ist, ist sie in der Luft verschwunden. Du kannst sie nie mehr zurückholen.» Ein Hilfsmittel wären da allenfalls das Tonband und die Schallplatte. Glücklicherweise hat Radio DRS im Laufe der Jahre zahlreiche Aula- Konzerte mitgeschnitten. Ein Teil davon dürfte in naher Zukunft wieder aus den Archiven hervorgeholt werden, zur Zweitausstrahlung oder zur Produktion von CDs mit historischen Aufnahmen. Ausschnitte aus vier Aula-Konzerten gibt es bereits auf vier Tonträgern, einem Doppelalbum mit der George-Gruntz-Big Band aus dem Jahre 1972, erschienen beim deutschen Label MPS, und drei CDs der kanadischen Firma Sackville, welche Badener Aufnahmen mit Buck Clayton aus dem Jahre 1966, mit Barbara Sutton Curtis (1991) und den Canadian All-Stars (1992) beinhalten.
Bilanz «Seit Jahren ist Baden mit seinen 'Jazz in der Aula'-Konzerten einer der Schwerpunkte auf der Schweizer Jazzszene. Zunächst konzentrierte sich Organisator Arild Widerøe auf historische (wenn auch nie museale) Jazzformen, weitete dann aber sein Konzept aus, schloss allen Jazz ein, der nicht gerade abseits des Publikums in experimenteller Isolation stattfindet. Dank der qualitativen Konstanz seiner Veranstaltungen und einer geschickten Informationspolitik erlangte er bald die verlässliche Gunst eines treuen Stammpublikums. Der Preis dafür, monieren Freunde des Avantgarde-Jazz, sei eine gewisse künstlerische Risikolosigkeit. Indes, Widerøes Kurs hat neben selbstverständlichen finanziellen auch seine künstlerischen Vorzüge. Dank der widerborstigen Unbekümmertheit, mit welcher er die jeweils jüngsten 'Trends' ignoriert, ist in Baden allemal ein Jazz zu hören, der ohne modische Schnurren auskommt. Das Publikum hat sich an eine solche Musik ohne Umschweife gewöhnt.» Das schrieb der heutige Weltwoche-Redaktor (und Friedrich-Dürrenmatt-Biograph) Peter Rüedi im Sommer 1973 in den mittlerweile ver- schwundenen «Basler Nachrichten». Genau zwanzig Jahre später verfasse ich zum anstehenden 30-Jahr-Jubiläum von «Jazz in der Aula» diesen Artikel. Und ich muss - gilt es eine Bilanz zu ziehen - den Ausführungen meines Kollegen nichts beifügen.
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Jubiläum und letzter Vorhang
Nach exakt 50 Jahren wird die Konzertreihe «Jazz in der Aula» eingestellt
Von Bruno Rub, aus "Badener Neujahrsblätter 2015"
50 Jahre sind im Jazz eine halbe Ewigkeit. Da braucht man nicht einmal den legendären Joachim Ernst Berendt zu bemühen, der einst die Geschichte dieser Musik in der gleichen Situation sah, "in der in der Konzertmusik etwa Barock oder Klassik, Romantik oder Impressionismus stehen". Natürlich war diese abendländische Sichtweise auf ein afroamrikanisches Phänomen mehr als fragwürdig. Dass der Jazz aber in seiner etwa 125-jährigen Geschichte erstaunlich viele Entwicklungsstadien durchlaufen hat, ist unbestritten.
Publikumsnähe ohne Qualitätsverlust Die Badener Konzertorganisation «Jazz in der Aula», effektiv der Einmann- betrieb ihres Erfinders Arild Widerøe, hat einen schönen Teil dieser Geschichte abgebildet und war dabei stets darauf bedacht, ein breiteres Publikum als nur jenes der Spezialisten anzusprechen. Widerøe musste sich deswegen nicht verleugnen: Seine musikalische Heimat war und blieb die Musik der Swingepoche; zu seinen Idolen gehörten die grossen Improvisa- toren jener Ära, darunter vor allem die wichtigen Solisten des Duke- Ellington-Orchesters. Von dort aus blickte er in beide Richtungen: zu den Wurzeln im traditionellen Jazz und zu den Verästelungen in moderneren Ausdrucksformen, sofern er ihnen einen Traditionsbezug ausmachen konnte. Aus der Tatsache, dass ihn Stilbereiche wie Fusion, Modal oder Free Jazz nicht interessierten, hat er nie einen Hehl gemacht. So konnte man bei «Jazz in der Aula» noch viele bedeutende, mittlerweile längst verstorbene Vertreter des frühen Jazz live erleben. Mein Aufsatz zum 30-Jahr-Jubiläum ("Badener Neujahrsblätter" 1994) hat sich ausführlich mit dieser Phase der Konzerttätigkeit befasst. Rückblickend erstaunt es, wie weit das Spektrum stilprägender Musiker reicht, die bei «Jazz in der Aula» aufgetreten sind. Stellvertretend für die verschiedenen Gattungen der Instrumentalisten seien hier nur die Pianisten herausgegriffen. Von Exponenten der frühen Klavierspielweisen wie Eubie Blake (Jahrgang 1887), Willie «The Lion» Smith (1893) oder Earl Hines (1903) reicht es über Vertreter der Swing- und Bebop-Epoche wie Teddy Wilson (1912), John Lewis (1920), Ray Bryant (1921) oder Kenny Drew (1928) bis zu wichtigen Musikern der Postbop-Ära: Cedar Walton (1934), Herbie Hancock (1940), Kenny Barron (1943), Keith Jarrett (1945) oder Richie Beirach (1947). Eine eindrückliche und keineswegs vollständige Liste.
Konstanz im Wechsel «Jazz in der Aula» hatte seinen Namen vom ursprünglichen und häufigsten Aufführungsort, von der Aula der Kantonsschule Baden. Die Marke behielt ihre Gültigkeit, auch wenn andere Säle oder Theater bespielt wurden. Sie blieb auch nach einer Konzertpause zwischen Ende 1975 und Ende 1979 und nach einem nachfolgenden achtjährigen Exil in der Kirche Villigen erhalten. Danach fanden die grossen Konzerte jeweils im Kurtheater, die kleineren Anlässe in der Höchi-Aula in Dättwil statt. Seit Ende 2008 war die BBB-Aula der exklusive Konzertort, der auch dem Namen der Organisation wieder gerecht wurde. Die Zahl der jährlichen Konzerte hatte sich von sechs bis acht Veranstaltungen in den ersten drei Jahrzehnten auf jährlich zwei reduziert, die dafür immer eine klare programmatische Klammer aufwiesen. Häufig zollten die Anlässe einer grossen Figur der Jazzgeschichte Tribut. Duke Ellington, Louis Armstrong, Ben Webster, Lionel Hampton, Benny Carter und Oscar Peterson wurden jeweils geehrt, indem ehemalige Kollegen oder Künstler mit starken Bezügen zu diesen Giganten auftraten. In ihren Ansagen gingen die Musiker selbstverständlich auf die Geehrten ein und warteten oft mit schönen Anekdoten auf. Auch das thematische Material der Konzerte hatte stets mit den verstorbenen Grössen zu tun in Form von Stücken aus ihren Federn oder solchen aus ihrem Repertoire. So waren die Aula-Konzerte in den letzten Jahren auch so etwas wie Geschichtslektionen in Sachen Jazz; die Dokumentation dazu gab es über die packpapierfarbenen Flyer und und die Website (www.jazzinderaula.ch). Wer wie Arild Widerøe so lange und so beharrlich dieses Geschäft betreibt, neigt fast zwangsläufig dazu, sich ab und zu zu wiederholen, sich sozusagen selbst zu zitieren. Bestimmte Musiker gastierten denn im Lauf der Jahrzehnte auffallend häufig bei «Jazz in der Aula», in einer ersten Phase etwa Henri Chaix aus Genf, der schon fast als Hauspianist wirkte. Später standen seine Kollegen Ralph Sutton und Oliver Jones, der dänische Tenorsaxofonist Jesper Thilo sowie die Trompeter Clark Terry und Warren Vaché immer wieder auf Widerøes Affiche. Man kann das negativ als etwas altbacken, positiv als Treue zu den erwähnten Personen interpretieren. Dass sich der Organisator bis zuletzt eine sperrige Eigenständigkeit bewahrt hatte und sich von keinen Modetrends beeinflussen liess, ist ihm insgesamt aber als Qualität anzurechnen.
Anderweitige Fortsetzung «Jazz in der Aula» begann am 15. November 1964 mit einem ersten Konzert in der Aula der Kantonsschule. Am 22. und 23. November 2014 geht die Reihe nach exakt 50 Jahren zu Ende. Das stimmt jene, die während all der Jahre zum Stammpublikum gehört hatten, genau so traurig wie jene, die im Lauf der Zeit zu ihm gestossen waren. Denn Widerøes Veranstaltungen waren immer mehr als blosse Jazzkonzerte: Sie gehörten in der Region zu den wichtigen kulturellen und gesellschaftlichen Anlässen, wobei in den letzten Jahren eine zunehmende Überalterung des Auditoriums kaum zu übersehen war. Das Phänomen lässt sich allerdings auch andernorts beobachten, in der E-Musik etwa oder im Theater. Längst bewährte Medien wie Wochenzeitungen oder Kulturradios stellen ebenfalls fest, dass ihre Klientel in letzter Zeit älter geworden ist. Die demografische Entwicklung lässt sogar auf eine Zunahme dieses älteren Publikums schliessen. Sein Geschmack wird sich in Zukunft aber nicht mehr an der Kultur der 1950-er oder 1960-er Jahre orientieren, vielmehr an jener seiner jeweiligen Jugendzeit. Insofern ist es obsolet, nach Leuten Ausschau zu halten, die Arild Widerøes Konzertreihe weiterführen könnten. Zu sehr war sie mit seiner Persönlichkeit, seinen Vorlieben und seiner eigenwilligen Programmkonzeption verbunden. Andere Organisatoren sollen mit anderen Formaten ihre Ideen umsetzen und so dem kategorischen Imperativ gehorchen, der in dieser Sparte nach wie vor Gültigkeit besitzt: "The show must go on." Arild Widerøe seinerseits nähert sich beim Abgang von der Bühne seinem 76. Geburtstag, ist also in einem Alter, in dem sich der Normalbürger längst aus dem Berufsleben verabschiedet hat. Auf sein Lebenswerk darf er mit Stolz zurückblicken, weil es auf seine Art unverwechselbar war. Dem Jazz wird er weiterhin treu bleiben. Schon seit vielen Jahren beschäftigt er sich als Diskograf mit dem auf Tonträgern festgehaltenen Schweizer Jazz. Diese Arbeit kulminierte im Jahr 2005 in der Publikation seiner «Swiss Jazz Discography» als CD-ROM zu Bruno Spoerris Buch «Jazz in der Schweiz. Geschichte und Geschichten» im Chronos-Verlag. Das Werk wird laufend ergänzt mit den zahlreichen Neuveröffentlichungen, die von Schweizer Musikern stammen. Für die Jazzforschung und -geschichtsschreibung hat diese Diskografie unschätzbaren Wert. Sie bleibt als schriftliches Dokument auch in Zukunft erhalten, während die Erinnerungen an die Konzertreihe in den Köpfen ihrer Besucherinnen und Besucher fortleben. Die auf Schall- platten erschienenen Live-Mitschnitte können dabei als Gedächtnisstützen dienen und späteren Generationen einen Eindruck davon vermitteln, was «Jazz in der Aula» gewesen ist.
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«BODY AND SOUL»
Jazz in der Aula 1964-1975
Von Hugo Anthamatten, aus "Die Faser" (Kantonsschule Baden 2008)
Jung ist sie noch immer, die Kantonsschule Baden. Und trotzdem wurde an ihr schon Geschichte geschrieben - Jazz-Geschichte. Viele Koryphäen des Swing und des Mainstream Jazz, aber auch des Be-bop und Postbop sind in der Kanti-Aula aufgetreten. Auch manche der grossen Jazzpianisten. Auf der kleinen Aula-Bühne spielten und improvisierten Ben Webster, Buck Clayton und Roy Eldridge genauso wie die Formationen von Phil Woods, John Surman oder Freddie Hubbard. Hier stellten sich Yusef Lateef, Herbie Hancock, Dexter Gordon und Gary Burton mit brillant besetzten Ensembles dem Publikum vor, und viele Fans waren eigens aus Zürich und Basel, Bern und Luzern, aus Glarus, Neuenburg oder dem Elsass angereist. Keith Jarrett gab in der Kanti-Aula - einen Tag nach dem berühmten "Köln Concert" - eines seiner gefeierten Solo-Rezitals. Kaum verwunderlich bei solchen Setlisten, dass im Publikum manchmal so namhafte Kenner sassen wie der Pianist Chick Corea, der "Jazzpapst" Joachim Ernst Berendt oder der Produzent Manfred Eicher vom Münchner Label ECM.
Baden war damals, neben Montreux und später Willisau, eine der Schwei- zer Jazzhochburgen. Zu verdanken ist dies dem gebürtigen Norweger Arild Widerøe, der über mehr als ein Jahrzehnt die Konzertreihe «Jazz in der Aula» organisierte. Angefangen hatte das Badener Jazzwunder mit dem Wunsch Widerøes, den Pianisten, Bandleader und Arrangeur Henri Chaix aus Genf auch in der Deutschweiz bekannt zu rnachen. Jazzfreund Widerøe, einst Mitglied des "New Jazz Club Zurich", hatte Chaix verschiedentlich in Genf gehört und sich von seinem Spiel und seinem Können begeistern lassen. Kurzerhand mietete er die Aula der damals neuen Kantonsschule Baden, und am 15. November 1964 fand dort unter dem Titel "Swing Session" das erste Jazz-Konzert statt. Dieser Premiere mit Henri Chaix und acht Mitmusikern sollten über 70 weitere Aula-Konzerte folgen.
Als Arild Widerøe mit seinem Anliegen, die Kanti-Aula für ein Jazz-Konzert zu mieten, zu Dr. Schaufelberger gekommen war, hatte er beim Gründungs- rektor der Schule ein offenes Ohr gefunden. Allerdings musste der Jazzfan dem Germanisten zuerst mit einer ausführlichen Dokumentation beweisen, dass Henri Chaix bekannt genug und die musikalische Qualität seines Konzertes garantiert sei. Für 300 Franken konnte Widerøe die Kanti-Aula schliesslich mieten. Aber ohne den damaligen Hauswart Oswald Voser hätte «Jazz in der Aula» niemals über die Bühne gehen können. Voser war es, der an den Konzertsamstagen abends nach elf den Saal noch aufräumte und alles reinigte und putzte, und er war es auch, der für zusätzliche Sitzgelegen- heiten sorgte, falls der Ansturm der Fans es erforderte. Die eigentliche Bestuhlung des Saales aber war von einer Schülergruppe übernommen worden, die die reservierten Plätze mit Zettelchen markierte. Freikarten für die Konzerte waren ihr Lohn.
Die Zusammenarbeit des Veranstalters mit der Badener Kantonsschule funktionierte problemlos - auch wenn ein Klavierlehrer der Schule manch- mal meinte, die Jazzer ruinierten seinen Steinway. Als eigens für ihn aber ein neuer Flügel angeschafft wurde, stellte sich heraus, dass das ältere, von den Jazzern benutzte Instrument viel besser klang. "Jazz Meets Classical Music": Ein Teil des Geldes, das die Schule für «Jazz in der Aula» erhielt, floss in die Konzertkasse der Fachschaft Musik - und trug damit zur Finanzierung der klassischen Schulkonzerte bei.
Eigentlich war die Kanti-Aula für Jazzkonzerte wenig geeignet. Bei voll besetztem Saal war die Luft zum Schneiden. Garderoben für die Musiker gab es nicht, und die Bühnen-Beleuchtung. blieb minimal. Gewöhnlich würden für die Konzerte bloss zwei Mikrophone verwendet. Falls das Radio, und das kam öfters vor, die Musik mitschnitt, sassen die Techniker in der Mediothek, die sich damals noch auf der Rektoratsseite der Aula befand. Abends um elf wurden dann - meist vom Radiostudio Basel - die "Jazz-in-der-Aula-Konzerte" gesendet. Die Musiker erhielten dafür Tantiemen zwischen 700 und 1100 Franken. Die Konzertgage betrug gewöhnlich 200 bis 250 $ - was bei einem Dollarkurs von über vier Franken so wenig nicht war. Fast immer hatte Arild Widerøe direkt mit den Musikern verhandelt, die herumgesprochen, dass «Jazz in der Aula», bei allen Unzulänglichkeiten in Sachen lnfrastruktur, etwas Besonderes war und Baden ein Auftrittsort mit Charme.
In der Regel handelte es sich bei den Konzerten, die in der Aula, man- chmal auch im Kornhaus oder im Kurtheater stattfanden, um die einzigen Auftritte der Musiker in der Schweiz. «Jazz in der Aula» hatte aber nicht bloss wegen seines exklusiven Charakters einen solchen Erfolg. Widerøe arbeitete mit einer Adresskartei, die er laufend aktualisierte. Dank ihr konnte er die Jazz-Interessierten direkt anschreiben und sie persönlich zu seinen Konzerten einladen. Mit der Zeit hatte er sich einen grossen Stamm von Zuhörerinnen und Zuhörern aufgebaut und war nie auf teure Werbung in Zeitungen und Zeitschriften angewiesen.
An der Abendkasse galt es jeweils, genügend Kleingeld bereit zu halten, wenn die vielen Fans Einlass begehrten und ungeduldig mit ihren Hun- derternoten wedelten. Oft war das Haus mit 650 Plätzen voll besetzt, und es warteten immer noch Leute vor der Kasse, Am 25. Januar 1975 wurde beim Keith-Jarrett-Konzert die Abendkasse geradezu überrannt. Obwohl man zusätzliche Stehplätze organisiert hatte, obwohl schliesslich rund 750 Personen in der Aula Platz fanden, mussten viele enttäuschte Fans nach Hause geschickt werden. Der Pianist selbst aber war mit seinem Badener Gastspiel alles andere als unzufrieden. Ein Eintrag im Gästebuch des Restaurants "Chrüzliberg" bezeugt, dass er sich mit seiner Familie im Städtchen niederlassen wollte und in der Altstadt eine Wohnung suchte.
Trotz der Mehrheitsfähigkeit gewisser Jazzformen war Jazz nie die Musik der Fügsamen und Angepassten gewesen. Die Nazis hatten sie einst - Jazz galt ihnen als Ausdruck einer «undeutschen Negerkultur» - früh kritisiert und 1930 erstmals verboten. Auch die traditionelle Musikkritik lehnte den Jazz lanqe Zeit ab. Mit seinen heissen Rhythmen und seiner Spontaneität hatte er etwas Rebellisches und zeugte von einer Aufbruchsstimmung, die eine gesellschaftliche, eine politische Dimension besass: «Jazz stand ja für uns nicht nur als Symbol für Lebensfreude. Jazz stand für Freiheit und damit im Gegensatz zu dem, was da oben war.» (Albert Mangelsdorff, Posaunist)
Nicht zuletzt vor diesem historischen und gesellschaftspolitischen Hintergrund verband die Jazzinteressierten ein Zusammengehörig- keitsgefühl weit über die Konzerte hinaus. Auch in Baden. So trafen sich Musiker und Fans nach den Aula-Konzerten im Restaurant "Schönau" (heute: "Santa Lucia"). An den Samstagen war jeweils Freinacht, und die Musiker, die gewöhnlich im Hotel Linde übernachteten, bekamen nach ihrem Auftritt auf der Aula-Bühne in der Schönau etwas Warmes zu essen.
Manchmal aber brauchte der Veranstalter gute Nerven und musste hoffen, dass die einzige Verbindung nach draussen, die Telefonkabine im Durch- gang Aula-Hallerbau, funktionierte. Etwa, wenn ein von ihm engagiertes Ensemble direkt vom Berliner Jazzfestival nach Paris weitergeflogen war, weil die Musiker lieber in der Seine-Stadt einen freien Abend verbringen als in der Kleinstadt Baden ein Konzert geben wollten. Auf den Veranstalter wartete dann die heikle Aufgabe, 650 Leute nach Hause zu schicken, die in der Aula ungeduldig der Dinge harrten, die da niemals kommen sollten. Und nicht bloss vergnüglich war es, wenn Herbie Hancocks Managerin den Gotthard übersah und glaubte, der Weg von Mailand in die Schweiz sei ziemlich eben, und flach. Am 18. März 1972 begann darum das "Herbie Hancock Sextet" sein Konzert mit einer zweistündigen Verspätung. Das wartende Publikum hatte zuvor, wie der Rektor dem Veranstalter schrieb, die Aula «in einen riesigen Aschenbecher» verwandelt. Wesentlich beschaulicher ging es aber zu, als ein anderer Tastenmagier anreiste. Keith Jarrett hatte sich auf der langen Autofahrt von Köln nach Baden den Mitschnitt seines Konzerts vom Vorabend angehört, und weder er noch sein Produzent, der am Steuer sass, konnten wissen, dass "The Köln Concert" zur meistverkauften Jazzproduktion und zum Kultalbum einer ganzen Generation werden würde. Die Konzerte, die Arild Widerøe praktisch im Einmannbetrieb für «Jazz in der Aula» programmierte und organisierte, boten Musik, die auch ihm selbst gefallen sollte. Das schloss allzu gewagte Experimente - etwa in Richtung "Free Jazz" - aus. Dass er als Veranstalter aber trotz der grossen Resonanz seiner Konzerte kein Geschäft machte, war für Jazzfreund Widerøe kein Grund, sich für seine Musik nicht weiter einzusetzen. Als aber die Beiträge zur Defizitdeckung massiv gekürzt wurden - ein grosser Teil des Kultur- prozents des Migros-Genossenschaftsbundes floss seit 1975 in die Klub- schule des neu errichteten Shoppingcenters Tivoli Spreitenbach -, als er sich auch persönlich über das Zuträgliche hinaus finanziell engagiert hatte, war es mit der renommierten Konzertreihe «Jazz in der Aula» vorbei.
Widerøe jedoch hat in der Region nach wie vor zahlreiche Jazz-Konzerte organisiert: in der Kirche Villigen, in der Höchi-Aula, im Badener Kur- theater. Am 4. Dezember 1994 konnte er schliesslich im Kurtheater ein ganz besonderes Konzert ankündigen: "30 Jahre Jazz in der Aula". Dass an diesem Tag das "Orchestre Henri Chaix" nicht fehlen durfte, mit dem das Badener Jazzwunder einst begonnen hatte, versteht sich von selbst. «You can never play it again» - mag der Klarinettist Eric Dolphy damit auch ins Schwarze treffen: Dass sich das Gespielte niemals wiederholen lässt, wiederholt sich im Jazz, ist man mit Leib und Seele nur dabei, jedes Mal neu.